Robert Kagan

«Unsere globale Führungsrolle hat uns Wohlstand gebracht»: Der konservative Berater und Publizist Robert Kagan (hier im Gespräch mit Bill Kristol). © conversationswithbillkristol.org

Die USA verstehen – nicht immer ist es ganz einfach

Christian Müller /  Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Der neue Aussenminister Antony Blinken will die globale Führungsrolle der USA sogar ausbauen.

«Tout comprendre c’est tout pardonner» – Alles verstehen heisst alles entschuldigen – so ein französisches Sprichwort. Doch auch sogenannte Volksweisheiten können gefährlich sein. Um künftige Kriege zu vermeiden, müssen wir versuchen, die Anderen zu verstehen – ohne damit zu signalisieren, dass wir für Alles und Jedes Verständnis haben oder es gar entschuldigen. Im Gegenteil: Auch um uns gegen etwas zu wehren, müssen wir es zuerst verstehen.

Verstehen wir die USA? Ihre Politik unter Donald Trump und jetzt unter Joe Biden? 

«Kaum einen Monat im Amt, ließ der neue US-Präsident Joe Biden am 26. Februar Stellungen proiranischer Milizen in Syrien bombardieren; auch er startete damit wie bereits andere Präsidenten vor ihm mit einer völkerrechtlich nicht gedeckten Militäraktion. Es folgten klare Kampfansagen gegenüber China und Russland (Putin sei ein „Killer“, so der US-Präsident). Amerikas Rückkehr auf die Weltbühne, die Biden am 19. Februar in seiner Rede auf der virtuellen Münchner Sicherheitskonferenz angekündigt hatte, besitzt also erhebliches Eskalationspotential. Umso dringlicher stellt sich die Frage, welches außenpolitische Denken die neue US-Regierung bei ihrer Politik leitet. Kaum jemand könnte für einen Einblick in die strategische Rationalität Washingtons geeigneter sein als Robert Kagan. Der Historiker, verheiratet mit der früheren Assistant Secretary of State Victoria Nuland (bekannt für ihr „Fuck the EU“ in der Ukraine-Krise 2014), beriet schon die Regierung George W. Bushs und gehörte in den vergangenen Jahren zu den schärfsten konservativen Kritikern Donald Trumps. Gemeinsam mit dem heutigen US-Außenminister Anthony Blinken plädierte Kagan im Januar 2019 in der ‹Washington Post› für eine Abkehr von der ‹America First›-Politik und für eine erneuerte globale Führungsrolle der Vereinigten Staaten.» 

Mit diesem redaktionellen Vorspann publizieren die «Blätter für deutsche und internationale Politik» in ihrer neusten Ausgabe einen zuerst in der US-Zeitschrift «Foreign Affairs» erschienenen Artikel des US-amerikanischen Opinionleaders Robert Kagan, jetzt auch in deutscher Sprache. 

Wir zitieren daraus ein paar Abschnitte (teilweise in leichter Abweichung von der «Blätter»-Übersetzung):

«Alle grossen Mächte haben ein tiefsitzendes, von Geschichtserfahrung, Geographie, Kultur, Überzeugungen und Mythen geprägtes Selbstbild. So streben heute viele Chinesen danach, die Grösse einer Zeit unangefochtener Vorherrschaft an der Spitze ihrer Zivilisation wiederzuerlangen, noch bevor sie ein ‹Jahrhundert der Erniedrigung› heimsuchte. Russen verklären die Tage der Sowjetunion, als sie die andere Supermacht waren und von Polen bis Wladiwostok herrschten. Über den Iran sagte Henry Kissinger einmal, seine Führer müssten sich entscheiden, ob ihr Land ‹eine Nation oder eine Mission› sein solle. Grosse Mächte und solche, die es werden wollen, betrachten sich allerdings oft als beides. Ihr Selbstverständnis entscheidet, wie sie ihre nationalen Interessen definieren, was für sie echte Sicherheit ausmacht und welcher Handlungen und Ressourcen es bedarf, um sie zu erlangen. Nicht selten ist es ebendiese Eigenwahrnehmung, die Nationen, Imperien und Stadtstaaten vorantreibt. Manchmal jedoch führt sie in den Ruin. Die Dramatik des vergangenen Jahrhunderts ging in erheblichem Masse von Grossmächten aus, deren Ambitionen ihre Leistungsfähigkeit überstiegen.»

«Die Amerikaner haben das umgekehrte Problem»

«Die Amerikaner haben das umgekehrte Problem. Ihre Fähigkeit zu globaler Machtausübung übersteigt ihre Vorstellung davon, welche Rolle sie in der Welt tatsächlich spielen müssen. Selbst als sie die Herausforderungen meisterten, die der Nationalsozialismus, der japanische Imperialismus, der Sowjetkommunismus und der radikalislamistische Terrorismus an sie stellten, haben sie, die Amerikaner, diesen globalen Aktivismus nie als normal betrachtet. Noch in der Ära des Internets, der Interkontinentalraketen und einer interdependenten Weltwirtschaft bleiben viele Amerikaner der Psychologie eines Volkes verhaftet, das auf einem riesigen Kontinent für sich allein lebt – unberührt von den Wirren der Aussenwelt. Zwar waren die Amerikaner niemals wirklich Isolationisten. In Zeiten der Not lassen sie sich überzeugen, enorme Anstrengungen in entlegenen Gegenden auf sich zu nehmen. Doch halten sie dergleichen für ausserordentliche Reaktionen auf aussergewöhnliche Umstände. Sie betrachten sich nicht als die eigentliche Schutzmacht einer klaren Weltordnung. Diese notwendige Rolle machten sie sich nie wirklich zu eigen.»

«Das 20. Jahrhundert ist übersät mit gefallenen ausländischen Führern und Regimen, die die Vereinigten Staaten falsch eingeschätzt haben – von Deutschland (zweimal) und Japan über die Sowjetunion bis zu Serbien und dem Irak. Soll das 21. Jahrhundert nicht nach dem gleichen Muster verlaufen – was in der Konkurrenz mit China besonders gefährlich wäre –, dann müssen die Amerikaner damit aufhören, nach Ausstiegsmöglichkeiten zu suchen, und die Rolle (die grösste Weltmacht zu sein, Red.) akzeptieren, die Schicksal und eigene Machtfülle ihnen auferlegen.» 

«Globale Geopolitik trat an die Stelle einer europäisch dominierten Weltordnung, und diese völlig veränderte Machtkonfiguration drängte die Vereinigten Staaten in eine neue Rolle. Nur sie konnten sowohl als pazifische als auch als atlantische Macht auftreten. Nur sie konnten, angesichts schwacher Nachbarn im Norden wie im Süden und unermesslicher Ozeane im Osten und Westen, den Grossteil ihrer Streitkräfte für lange Zeit auf weit entfernte Kriegsschauplätze entsenden, ohne das eigene Land zu gefährden. Sie waren auch die einzigen, die es sich leisten konnten, nicht nur die eigenen Kriegsanstrengungen, sondern auch die ihrer Verbündeten zu finanzieren. Schliesslich entwickelten sie die Fähigkeit, Schiffe, Flugzeuge, Panzer und anderes Kriegsmaterial in Grössenordnungen zu produzieren, die nicht nur der eigenen Rüstung, sondern aller Welt als Arsenal dienten. Nur die Vereinigten Staaten konnten all dies tun, ohne sich selbst zu ruinieren. Ganz im Gegenteil nahmen mit jedem grossen Krieg ihr Reichtum und ihre Dominanz zu.»

Robert Kagan wird in seinem langen und ausführlichen Artikel nicht müde zu betonen, dass die USA mächtiger sind als alle Anderen, und dass die USA diese ihre Macht auch einsetzen müssen, um die von ihnen gewünschte «Weltordnung» zu erhalten. Und er bedauert immer wieder, dass «die» Amerikaner selbst das nicht einsehen. Kagan benützt unzählige geschichtliche Ereignisse, um aufzuzeigen, dass die USA ihre Macht mehr einsetzen müssen, als sie es derzeit tun.

Gegen Ende seines langen Plädoyers für mehr Macht und mehr Einsatz dieser Macht der USA meint Robert Kagan:

«Die vertrackte Wahrheit lautet: In der wirklichen Welt besteht die einzige Hoffnung, den Liberalismus im In- und Ausland zu bewahren, in der Aufrechterhaltung einer dem Liberalismus zuträglichen Weltordnung – und die Vereinigten Staaten sind die einzige Macht, die eine solche Ordnung gewährleisten kann. Das ist kein Fall von Hybris, sondern eine in den internationalen Verhältnissen begründete Realität. Ihr gerecht zu werden, ist gewiss kein reines Vergnügen. Im Bemühen darum, diese Ordnung zu bewahren, haben die Vereinigten Staaten Macht ausgeübt und sie werden es weiter tun, manchmal unklug und ineffektiv, mit unvorhersehbaren Kosten und moralisch zwiespältigen Konsequenzen. Darin besteht Machtausübung nun einmal ihrem Wesen nach.»

Bidens Aufgabe

«Natürlich sind die Amerikaner vor dieser Bürde zurückgescheut. Sie haben versucht, sich der Verantwortung zu entziehen – manchmal, indem sie sich hinter einem verträumten Internationalismus versteckten, und manchmal entschieden sie resigniert, die Welt so zu akzeptieren, ‹wie sie nun einmal ist›. Immer aber steckte dahinter die Vorstellung, mangels einer klaren und akuten Gefahr könnten die Amerikaner es sich in ihrer imaginären Festung gemütlich machen.

Es ist an der Zeit, den Amerikanerinnen und Amerikanern zu sagen, dass sie ihrer globalen Verantwortung nicht entkommen können und dass sie deshalb über den Schutz des eigenen Landes hinausdenken müssen. Sie müssen begreifen, dass der Zweck der Nato und anderer Bündnisse nicht in der Abwehr unmittelbarer Gefahren für US-Interessen besteht, sondern darin, den Zusammenbruch jener Ordnung zu verhindern, die diesen (US-amerikanischen) Interessen am dienlichsten ist. Man muss den Amerikanern offen und ehrlich sagen, dass die Aufgabe, eine (von den USA gesteuerte, Red.) Weltordnung aufrechtzuerhalten, niemals endet und zwar kostspielig, aber jeder Alternative unbedingt vorzuziehen ist.»

«Es geht einmal mehr um den Versuch, den Amerikanern zu erklären, warum es auf die Weltordnung ankommt, die sie geschaffen haben. Das ist die zentrale Aufgabe für Joe Biden und seine neue Administration.»

Ist Robert Kagans Meinung wichtig?

Es wird viel zur internationalen Politik geschrieben, jeden Tag. Die Meinungen gehen oft diametral auseinander. Ist es also überhaupt wichtig, was der Historiker Robert Kagan denkt und schreibt?

Es ist, denn Robert Kagan steht dem neuen US-Aussenminister Antony Blinken sehr nahe. Am 1. Januar 2019 haben sie in der «Washington Post» einen gemeinsamen Artikel zu Donald Trumps «America first»-Politik veröffentlicht. Und sie haben gemeinsam argumentiert, dass «America first» eine zu nationalistische, zu enge Politik sei. Die USA müssten, um das Beste für die Zukunft zu tun, global denken und die globale Führungsrolle der USA hochhalten, bei Bedarf auch mit Gewalt. Auch daraus seien hier ein paar Stellen wörtlich (und übersetzt) zitiert. Es sind Textstellen, die eben nicht nur von Robert Kagan stammen, sondern auch von Antony Blinken, dem heutigen Aussenminister unter Joe Biden:

«Die US-Diplomatie hat geholfen, den Kalten Krieg zu beenden, Deutschland wiederzuvereinigen und Frieden auf dem Balkan zu schaffen. Die Vereinigten Staaten führten andere an, um den Klimawandel anzugehen, die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern, die Ebola-Epidemie zu bekämpfen, dem Islamischen Staat entgegenzutreten und die wirtschaftlichen Spielfelder zu ebnen. Richtig eingesetzt, kann die US-Diplomatie Milliarden von Dollar und viele Tausende von Menschenleben retten, die andernfalls für die Reaktion auf Krisen ausgegeben würden, die explodieren, weil wir Probleme ignoriert haben, als die Krisen noch überschaubar waren. Da sich der geopolitische Wettbewerb verschärft, müssen wir die Diplomatie durch Abschreckung ergänzen. Worte allein werden die Wladimir Putins und Xi Jinpings dieser Welt nicht abschrecken. Die Anerkennung ihrer traditionellen imperialen ‹Interessensphären› wird sie nur ermutigen, weiter zu expandieren und dabei die souveränen Nationen, die unter ihre Herrschaft fallen, zu verraten.»

«Gewalt kann eine notwendige Ergänzung zu effektiver Diplomatie sein. In Syrien haben wir zu Recht versucht, einen weiteren Irak zu vermeiden, indem wir nicht zu viel taten, aber wir haben den gegenteiligen Fehler gemacht und zu wenig getan. Ohne den Einsatz angemessener Macht konnte kein Frieden ausgehandelt, geschweige denn durchgesetzt werden. Heute sehen wir die Folgen, in Hunderttausenden von toten Zivilisten, in Millionen von Flüchtlingen, die Europa destabilisiert haben, und im wachsenden Einfluss von Russland, Iran und der Hisbollah.»

«In Zukunft müssen wir bei der Anwendung von Gewalt mit Bedacht vorgehen, uns auf die Folgen des Krieges konzentrieren, ebenso wie auf den Krieg selbst, Verbündete einbeziehen, mit dem Kongress zusammenarbeiten und darauf bestehen, dass er seine verfassungsmässige Rolle wahrnimmt. Die Amerikaner müssen wissen, dass der Einsatz von Gewalt sorgfältig durchdacht wurde und zwar von mehr als nur einer Handvoll Beamter. Die Amerikaner verdienen zu wissen, was unsere (Kriegs-)Ziele sind, und darauf vertrauen zu können, dass wir diese auch erreichen können.»

«Nach dem Zweiten Weltkrieg haben wir in weiser Voraussicht die Sicherheit und den Wohlstand von Ländern gefördert, die unsere Interessen, Werte und Ängste teilten. Aufgeklärtes Eigeninteresse führte zu einer Gemeinschaft von Demokratien mit neuen Märkten für unsere Produkte, neuen Partnern zur Bewältigung globaler Herausforderungen und neuen Verbündeten zur Abschreckung von Aggressionen. Diese Strategie führte zum Sieg im Kalten Krieg. Wer sich davon abwendet, riskiert eine Niederlage in den vor uns liegenden Kämpfen. Es ist kein Zufall, dass Russland bereits zwei Staaten angegriffen hat, die nicht Mitglied der NATO sind – aber noch kein Mitglied der NATO angegriffen hat.»

«Wir haben auch gelernt, dass sich die Welt nicht selbst regiert. Wenn die Vereinigten Staaten ihre führende Rolle bei der Gestaltung internationaler Regeln und Institutionen – und der Mobilisierung anderer zu deren Verteidigung – aufgeben, wird eines von zwei Dingen passieren: Eine oder mehrere andere Mächte werden einspringen und die Welt in eine Richtung lenken, die ihre Interessen und Werte fördert, nicht unsere. Oder, was wahrscheinlicher ist, die Welt wird in Chaos und Konflikten versinken, und der Dschungel wird uns überholen, wie es in den 1930er Jahren der Fall war.»

«Wir müssen diesen Fehler nicht ein zweites Mal begehen. Bei allen Mängeln der heutigen Welt und den Fehlern unserer Nation sollten wir nicht aus den Augen verlieren, was wir erreicht haben und wie die Welt aussehen wird, wenn die Vereinigten Staaten kurzsichtig die Zukunft verspielen.»

Dem Historiker kann es die Sprache verschlagen, zu sehen, wie diese beiden prominenten und höchst einflussreichen US-Amerikaner mit den historischen Fakten umgehen. Es waren nicht die USA, es war die damalige Führung der Sowjetunion, die den Weg zur Beendigung des Kalten Krieges freimachte. Es waren nicht die Amerikaner, es waren der Russe Michail Gorbatschow und der Deutsche Helmut Kohl, die die Wiedervereinigung Deutschlands vereinbarten, die USA mussten nur noch ja dazu sagen. In Georgien war es nicht Russland, es war der damalige georgische Staatspräsident Mikheil Saakashvili, der den Kaukasus-Krieg 2008 mit einem Angriff auf Südossetien eröffnete, wie eine grossangelegte internationale Untersuchung unter der Leitung der Schweizer Diplomatin Heidi Tagliavini es aufgezeigt hat. In der Ukraine waren es ukrainische Separatisten, die nach dem von den USA unterstützten Putsch gegen Wiktor Janukowytch 2014 auf dem Kiever Maidan die Unabhängigkeit von Donezk und Luhansk ausgerufen haben. Und haben die USA «mit ihrer US-Diplomatie», wie Kagan schreibt, Jugoslawien den Frieden gebracht, wo sie doch massiv bombardiert haben und wo das Kosovo heute, mehr als zwanzig Jahre später, immer noch von der der NATO unterstellten Ordnungstruppe KFOR unter Kontrolle gehalten werden muss, mit – Stand 2021 – 3300 Soldaten aus 26 Ländern?

Und und und.

Um die USA zu verstehen, müssen wir genau solche Texte der US-amerikanischen Opinionleader lesen und ernst nehmen. Dann verstehen wir auch, warum der Direktor des – nicht vom Kreml, sondern aus den USA bezahlten – «Carnegie Moscow Center» Dmitri Trenin uns Europäern vor ein paar Wochen den dringlichen Rat gab: «Fasten your Seatbelt». Oder in unserer deutschen Sprache: Wenn der Aussenminister der militärischen Grossmacht USA argumentativ so dafür eintritt, die globale Führungsrolle der USA nicht nur wiederherzustellen, sondern sogar – wo nötig mit Gewalt! – auszubauen, gilt es, Klimawandel hin oder her, sich für die nächsten Monate und Jahre warm anzuziehen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Zum Autor Christian Müller deutsch und englisch.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

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Die Sanktionspolitik der USA

US-Wirtschaftsboykotte gegen Iran, Venezuela oder Russland müssen auch die Europäer weitgehend befolgen.

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14 Meinungen

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 18.04.2021 um 11:27 Uhr
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    Klingt wie «manifest destiny» oder gar «das auserwählte Volk».

    Mr. McJanett hatte uns damals in Talloires erklärt, warum die prädestionationsgläubigen Nonordamerikaner gerne mit Gewehren herumlaufen : Nicht um sich selbst zu schützen sondern um Gottes Willen zu erfüllen. «Gott könnte ja vielleicht das Ende eines Mitbürgers beschlossen haben»

    Er selber war Pilot im WW1.

  • am 18.04.2021 um 12:00 Uhr
    Permalink

    Verstehen, einen Konflikt aus der Sicht des Gegenübers zu betrachten, ist sicher der beste Weg, um Probleme zu lösen. Kagan erinnert aber fatal an Orwell´s 1984, er blendet die Folgen dieser Politik für die Betroffenen in den zerstörten Ländern und in den USA selbst völlig aus. Den Umgang der USA mit Russland (Sicht des Wallstreet Journal) https://inosmi.ru/politic/20210418/249588074.html, kommentiert ein Leser in Russland so: „Die Politik der ewigen Konfrontation mit den Vereinigten Staaten ist nicht nur falsch, sondern dumm. Wir haben einfach nicht die geringste Chance, die Amerikaner in einem weiteren langwierigen kalten Krieg zu besiegen – sie und die Briten haben um eine Größenordnung mehr Ressourcen. Deshalb werden sie uns früher oder später endgültig zermürben. Der krachende Sieg der Amerikaner und Engländer über uns 1917 und 1991 hat es deutlich gezeigt. Es ist offensichtlich, dass wir nach einem anderen Ausweg suchen müssen.“ In Russland lernt man aus der Erfahrung. Jelzin hat auf Geheiß seiner US-Berater das Land an den Abgrund gefahren, darauf wird sich kein verantwortlich denkender Politiker ein zweites Mal einlassen. Die Konfrontation wurde vom Westen abermals aufgebaut, nachdem unter Putin das Land wieder in Ordnung gebracht wurde und seine Souveränität zurückerhalten hat. Welcher Ausweg bietet sich? Die andere Backe haben die Russen immer wieder hingehalten, vielleicht hat Lawrow recht, wenn er jetzt die römische Weisheit zitiert: „Si vis pacem para bellum.»

    • am 19.04.2021 um 14:27 Uhr
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      Eine einzigartige Übersicht, wenn man den letzten Satz wuchtig durchstreicht.

  • am 18.04.2021 um 12:14 Uhr
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    Eine sehr gute Analyse,
    deren Essenz vor Allem Eines deutlichst aufzeigt:

    Der neue amerikanische Präsident und dessen Garde
    sind für ausser-amerikanische Völker und Staaten NICHT «besser»
    als in den Jahren des Vorgängers Trump —

    nur anders !

    Wolfgang Gerlach, Ingenieur

  • am 18.04.2021 um 14:17 Uhr
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    „Der Krieg ist bloss die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ schrieb der preussische Generalmajor und Kriegshistoriker Carl von Clausewitz vor zwei hundert Jahren. Die Warnung Christian Müllers kommt zur rechten Zeit, denn die Gefahr, dass wir zurück in die Zeit der Napoleonischen Kriege fallen, ist beachtlich. Dabei sind die rückwärtsgewandten Antony Blinken und Robert Kagan nicht die einzigen Relikte vergangener Zeiten imperialer Wunschdenken. Die globalen Probleme, mit denen wir alle konfrontiert sind, verlangen nach einer internationalen Zusammenarbeit, nicht nach Auseinandersetzungen mit militärischer Gewalt. Das ist das Letzte, das wir brauchen. Dabei erstaunt es immer wieder, wie wenig die USA, die ihre christliche Einstellung nicht genügend unterstreichen kann und als Hüterin der Demokratie auftritt, in Wirklichkeit beide Werte verkörpert. Eine nimmer endende Heuchelei.
    Die Corona-Pandemie und die Klimaerwärmung liefern uns die Chance, die globale Zusammenarbeit herbei zu führen, bevor es zu spät ist. Anfangne können wir damit, dass wir keine Politiker*innen mehr wählen, die auf Konfrontation statt Kooperation setzen. Wenn das in genügend Ländern stattfindet, dann werden auch die Vereinten Nationen zu einer vereinten Gemeinschaft. Das wird nicht von heute auf morgen geschehen, doch wir haben es in der Hand. Ob InfoSperber den Weg der Zusammenarbeit auch unterstützt?

  • am 18.04.2021 um 20:20 Uhr
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    Ob “wir“ “die Amerikaner” verstehen, ist von sekundärer Wichtigkeit.

    Wesentlich ist, dass im Rest der Welt mittlerweile genügend Macht versammelt ist um verblendete Eiferer wie Kagan und Co. in die Schranken zu weisen.

    Europa ist gut beraten sich von den künftigen Verlieren gebührend zu distanzieren.

  • am 18.04.2021 um 20:50 Uhr
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    Ich bin mit Ihnen einverstanden, dass Verstehen nicht gleichbedeutend mit Entschuldigen ist (‹Verständnis haben› entschuldigt).
    Versteht man etwas, dann kann man reagieren.
    Um die USA zu verstehen braucht es keine grossen Theorien und lange Artikel; gesunder Menschenverstand genügt.
    Auch wenn wir uns heute in einer hochtechnologische Welt bewegen beruhen die Grundlagen wie eh und je auf Rohstoffen.
    Der Zugriff auf Rohstoffe garantiert einen Machtanspruch. Wenn die USA ihre Geopolitische Vormachtstellung bzw. deren Nutznießer bewahren wollen kommen sie nicht darum herum diesen Zugriff nötigenfalls mit Waffengewalt zu verteidigen und Handelspartnern es zu verunmöglichen Rohstoffe aus einer andern Quelle zu beziehen.

  • am 18.04.2021 um 22:48 Uhr
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    Wenn jemand etwas sagt, gibt er etwas von sich selber Preis, das nicht direkt in den Worten zu hören ist. In diesen Fall: Die Usa sitzen in einer tiefen Kriese. Die Usa hat 328 Mill. Einwohner/innen. In den USA sitzen geschätzt rund 2,1 Millionen Menschen in Gefängnissen hinter Gittern. Das sind fast so viel wie in China und Russland zusammen. Zwei Drittel der Amerikaner sind übergewichtig und 36 Prozent der Erwachsenen und 17% der Kinder ebenfalls. Die Nation ist innerhalb stark zerstritten. Private Armeen aus ehemaligen erfahrenen Kriegsveteranen, Söldnerfirmen, und im Kontrast dazu der Bibelgürtel welcher quer durch die Usa mit ca. 2000 verschiedenen christlichen Bewegungen sich bemüht, an christlichen Werten festhaltend, ihre Bedürfnisse zu erfüllen um Leben oder überleben zu können. 20% der Afro, 17% Latino 10% der Weissen leben unter der Armutsgrenze. Die oberen 10% besitzen über 8.5 Trillionen US-Dollar allein an US-Immobilien, das ist soviel wie die anderen 90% unter sich aufteilen müssen. ca. 10% haben keine Krankenversicherung. Unter Corona haben die Reichen so stark zugelegt, das die Kaufkraft der Mehrheit stark abgenommen hat und die Minimalismus-Bewegung, welche sich aus Containern ernährt und sich 13m2 kleine Häuslein baut, sich im ständigen Wachstum befindet. Schon immer gab es fette Jahre, und darauf folgten magere Jahre. Ehre dem, wer die mageren Jahre mit Anstand und Würde durchsteht.

  • am 19.04.2021 um 12:32 Uhr
    Permalink

    Die Börse war eigentlich mal das, wo man Münz und Noten hineintat, um tägliche Bedürfnisse daraus zu bezahlen. Heute ist es das Wettbüro des Wettbewerbs, wo man Überschüsse verwettet, oder jemandes Gewinn einsackt. Es erstaunt mich immer wieder, dassJemand einem Staat geld ausleiht, von dem man weiss, dass sich die Schulden Jährlich um 25% erhöhen, und die er nicht mal zurückzahlen könnte, wenn seine komplette Arbeitskraft 2 Jahre lang gratis zur verfügung stünde. und die Staatsausgaben dabei auch 0$ blieben. Die «zwingende» Wohlstandswahrung durch «Attraktivität für ausländische Investoren» zu bewerkstelligen, heisst doch nur: Den Wohlständigen, (die wir bereits haben) kann man nicht zumuten, etwas beizutragen. Warum sollten es «Neue» tun? Steuern wandern halt ab.
    Auf der anderen Seite muss man Bauern subventionieren, die( nach einer umfassenden Agrarreform anbauen könnten, was sie wollen, inklusive Mohn und Cannabis) von Big Pharma so viel Geld bekommen , dass sie damit ihren Milchkühen den hintern damit abwischen könnten. Die Illegalisierung kam auch per Erklärung durch die USA.
    Big pharma käme billiger an Wirkstoff, und würde nicht mehr durch die USA reguliert. Denn alles was wir deregulieren, wird halt von jemand anderem reguliert, um den «Wettbewerb» zu ihren Gunsten zu manipulieren. Ob nun EU, China, USA, Wozu sind denn schwammige Gesetzestexte da? Um Kompetenzen oder Authoritäten zu verteilen.

  • am 19.04.2021 um 12:49 Uhr
    Permalink

    Das sich die Pharmafirmen in einem Tief befinden, zeigen die Entlassungswellen der letzten Jahre. geschuldet sind sie wohl Patentrechten oder Lizenzgebühren, die man für ausländische Forschung bezahlen muss. Dazu kommen noch «nicht einheimische Wirkstoffe», die man Importieren muss.
    Afghanistan gilt z.B als Hochburg des Mohnanbaus. Obwohl Muslime (vor allem die strengen) keinen konsumieren dürften.Ob die Taliban nun Mohn verbrennen, oder ihn verkaufen wollen, wenn wir selbst welchen hätten, liefen sie mit beidem ins Leere. Voilá. Mehr bewirkt, als mit Gelbkappen oder Blauhelmen. (Oder 20-Jährigen US- Krieg gegen dort ansässige Bauern).Mit seiner eigenen Opioid-Krise haben die USA auch nicht gekleckert, sondern geklotzt.

  • am 19.04.2021 um 23:07 Uhr
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    Es gilt nur eines zu verstehen. Die USA sind das Imperium, ein finsterer und grausamer Moloch, der um seine Vorherschaft kämpft. Möchten Sie als Ziege den Wolf verstehen? Um himmels Willen! Sie würden sich noch beim Aufgefressen werden schuldig fühlen. Ich glaube die Welt hat in den letzten 100 Jahren schon verstanden um was es geht. Da gibt es nur zu wissen, dass Verstehen gleichzeitig auch Verzeihen bedeut. Und es gibt zu viele Dinge die man dieser grossen Nation eigentlich nicht verzeihen kann und darf. Ist es wirklich eine grosse Nation? Nicht eher eine Ansammlung von Räuberbaronen mit einem dummgehaltenen Volk? Ein Kontinent, auf dem schlussendlich die verwerflichsten Eigenschaften der alten Welt obsiegt haben? Wo obszöne Gier alles auffrisst? Der Tiefpunkt in all den Äonen menschlicher Entwicklung. Hemmungsloser Materialismus der alles Lebendige tötet? Ja, ehrlich gesagt es ist genau das.
    Aber wir haben gar keine andere Wahl als zu verzeihen. Amerika hat jedoch auch die schwierige Aufgabe sich selbst verzeihen zu müssen .Woraus könnte sonst Menschliche Grösse neu erwachsen? Was könnte die Abründe der Hölle sonst überbrücken, ihre unsägliche Qual lindern? Neue Hoffnung für die geschundene Menschheit gründen. Aber seien wir uns bewusst, da wird es nur einen einzigen Versuch geben, und da müssen alle Völker zusammenstehen. Denn es kann leider auch misslingen.

  • am 20.04.2021 um 09:59 Uhr
    Permalink

    @ Patrick Jud: Mit der Aussage «Verstehen bedeutet Verzeihen» kommt man nicht weit. Ich bin mir sicher, dass auch die USA in den letzten 100 Jahren Verstanden hat. was sie tun. Die Vergebung sucht man aber vergebens dort. Nach einem Krieg sind zum beispiel Reparationszahlungen an den Gegner fällig. Weder Laos, Vietnam, Kambodscha, Nordkorea, Iran, Irak, Afghanistan, Lybien oder Syrien oder auch Ex-Jugoslavien haben davon etwas gesehen. Und das waren nur die «Öffentlichen» Kriege seit meiner Geburt. Verstehen ist nur der erste Schritt zum verzeihen. Da arbeitet man auch Staatsseitig mit verdeckten Operationen oder allgemein mit «Geheimdiensten» dagegen.
    Handelsdefizite als Grund für einen Wirtschaftskrieg mit China zeugen auch nicht von «Verzeihungsbereitschaft».
    Ausserdem liegt es an den Ländern, die in Schutt, Asche, oder politischem Chaos zurückgelassen wurden, dem Imperium zu verzeihen.
    Das kann aber nur passieren, wenn das Imperium auch willens ist, angerichteten Schaden wieder zu reparieren, und sein Verhalten zu ändern. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, und das Rüstungsbudget der USA steigt und steigt.
    Erklären Sie mal einer Kriegswitwe oder einer Kriegswaise, dass das zerbombte Haus, (Mit Opa Oma, Mama und Papa drin) nötig war, um einen Arbeitsplatz/den Lohnschutz bei Lockheed Martin oder Raytheon zu bewahren. Und wer sitzt noch «im Amt», wenn es um die Verantwortung zur erteilung des Befehls dazu geht?
    Flucht in den Verwaltungsrat, wo man weiter Befehle erteilt?

  • am 20.04.2021 um 10:37 Uhr
    Permalink

    Die nächste weltweite Übung bezüglich eines «weltweiten Cyberangriffs» steht ja schon bald in den Startlöchern und in Bälde werden massenweise Beiträge hierüber die Leserschaften überfluten.
    Ganz egal, wer wen bekämpft oder warum. Es werden die gleichen «bösen Waffen» dazu benutzt.
    Egal ob Angreifer oder Verteidiger. Ein Messer tötet. Ein Gewehr tötet. Es existiert kein gutes oder schlechtes Töten. Dies gilt für eine «Führerschaft» genauso.
    Solange Menschen existieren die glauben, dass Selbige mehr Rechte besitzen als andere Menschen, wird dieses Gedankengut, Gesellschaftsstrukturen vergiften, teilen und spalten.
    Damit ein Kind selbstbewusst aufwachsen kann, bedarf es mehr als «einen Leader».
    Es muss aufgehört werden mit festlegenden Sätzen, dass Kulturen oder Länder zu verstehen sind.
    Solange der Mensch sich der Reflektion seiner eigenen Handlungen verweigert, wird es keine Lösungen geben. Egal wo und egal wann.

  • am 22.04.2021 um 17:53 Uhr
    Permalink

    @Barbara Vögeli Ich würde es so ausdrücken, den ich glaube nicht das ein Messer tötet, oder das eine Waffe tötet. Es ist immer ein Mensch dahinter. Wenn jeder Mensch auf dieser Welt, auf jede Form der Gewalt verzichten würde, welche jenseits von angemessener Notwehr liegt, dann würde die Welt sich sehr schnell in einem besseren Zustand befinden. Auch die vielen faulen Kompromisse, welche von rüstungsträchtigen Nationen mit ihrem Waffenarsenal und ihrer Gewaltbereitschaft anderen Nationen abgepresst werden, sind eine Form von Gewalt. Der Missbrauch des Kapitals, welcher dazu führt, dass die Grundbedürfnisse der einen zugunsten des Luxus anderer nicht mehr erfüllbar sind und die Wirtschaft durch das Horten von Kapital zerstört wird, auch dies ist eine Form von Gewalt. Gewalt lenkt ab, die Gewalt tötet den eigenen emotionalen Schmerz, der sich einst bildete, als der Gewalttätige selber das Opfer von Gewalt war. Jeder mit etwas Bildung sollte den Mechanismus kennen, doch dem ist leider nicht so. Regierungen, Ideologien, Religionen nutzen diesen Mechanismus, um ihre Soldaten in Angriffskriege zu schicken. Somit ist alles gesagt über manchen Politiker, Führer, Anführer, Präsidenten dieser Welt. Die meisten Ethos-Projekte reden um den Brei herum, nahezu keines nennt das Kind beim Namen. Die Gewaltbereitschaft einiger weniger wird die Welt zugrunde richten, wenn darüber kein globales Bewusstsein geschaffen und aufrecht erhalten wird.

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